Gestalttheorie
Definition
Erklärung des Begriffes
Während sich die Gestaltpsychologie lediglich in der wissenschaftlichen Disziplin der Psychologie bewegt, umfasst die
Gestalttheorie einen weitaus allgemeineren Begriff. Sie erhebt den Anspruch auch in anderen Wissenschaftszweigen
Gültigkeit zu haben.
Die Gestalttheorie beschäftigt sich vor allem mit der Entstehung von Ordnung in der menschlichen Psyche, d.h. nicht nur
in der Wahrnehmung, sondern auch in den Gefühlen und dem Verhalten. Dabei geht man davon aus, dass Menschen grundlegend
von der Umwelt beeinflusst und geleitet werden. Man spricht dabei von offenen Systemen. Durch diese vielen Einflüsse
ordnet sich die menschliche Wahrnehmung, die Gefühle oder das Verhalten, zu bestimmten Mustern.
Begründet wurde diese Theorie durch den Physiker, Philosoph und Psychologen Ernst Mach (siehe Bild) mit seinem 1886 erschienenen
Buch „Analyse der Empfindung“. Christian von Ehrenfels´ Buch „Gestaltqualitäten“ basiert auf der von Mach
festgeschriebenen Grundaussage, dass die Form eines Objektes bei der Wahrnehmung über sämtliche weitere
Unterscheidungsmerkmale dominiert. Eine weitere Grundaussage, wenngleich diese etwas später entstanden ist, setzt
voraus, dass die reale Erlebniswelt des Menschen als einzige unmittelbar gegebene Wirklichkeit anzuerkennen ist.
Diese ordnen sich dann im Gedächtnis zu Strukturen, welche durch vorrangegangene Erlebnisse zu Assoziationen
herausgebildet und verknüpft werden. Nach der Gestalttheorie folgen diese immer auch der Tendenz zur optimalen
Organisation.
Die Gestalttheorie hat in letzter Zeit eine bemerkenswerte Wiederauferstehung in verschiedenen Anwendungsgebieten
erfahren. So hat z.B. Paul Tholey die Gestalttheorie in seinen Arbeiten zum Klartraum, zur Bewusstseinsforschung
und Sportpsychologie angewendet und verarbeitet. Aber auch in der Hirnforschung, der Musikforschung, Sprachforschung,
Medizin und natürlich Psychotherapie finden die Erkenntnisse aus den weltweiten Untersuchungen Anwendung. Dazu hat
sich 1978 die internationale Gesellschaft für Gestalttheorie und ihre Anwendungen (GTA) gebildet, um die Vernetzung
zwischen den weltweiten Forschungen und Erkenntnissen und damit deren Weiterentwicklung zu forcieren.
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